Sensenblätter
aus den 1960er bis 1990er Jahren. Einige von ihnen waren
damals schon nur noch halbgeschmiedet, weil billiger herzustellen.
Gegenüber dem aber, was es heute in Baumärkten
meistens gibt, waren diese Blätter noch recht gut.
Teilweise
gibt es heute noch Blätter mit den gleichen Namen (etwa
Favorit, Rapid, Diabolo, Schwalbensense), was aber keineswegs
die gleich Qualität bedeuten muss.
Teilweise
sehr alte und stark benutzte, aber durchaus noch mähtaugliche
Blätter. Meist stammen sie aus früheren Regionalschmieden.
Ihr Korpus ist oft bis nah an den Rücken heran äußerst
dünn und gleichmäßig ausgeschmiedet. Dadurch
waren diese Blätter sehr leicht und Jahrzehnte lang
gut zu dengeln. - Findet man heute auch bei neuen teuren
Blättern nicht mehr.
Zu
sehen einige der sicherlich mehr als hundert früher
in Deutschland verbreiteten Logos der Sensenschmieden. Jeder
Hersteller schlug in die Hamme sein Logo ein.
Diese Prägungen in Sensenblättern waren, lange
vor anderen Produkten deutscher Firmen, die ersten Qualitätszeichen
der deutschen Industriegeschichte.
Blätter
des Herstellers Union, schon vor 100 Jahren in Deutschland
weit verbreitet, gibt es noch heute, Alle anderen sind so
gut wie verschwunden.
Zur
Längs-Krümmung des Blattes und der Schneide.
Ein
augenfälliges Merkmal in der Bauart von Sensenblättern
ist die oft unterschiedlich starke Krümmung der Schneide
in Längsrichtung. Man kann sie mit dem Zirkelmaß
angeben, dem breitesten Abstand zwischen Sekante und Schneide,
siehe Zeichnung ganz oben.
Zu berücksichtigen ist dabei natürlich auch die
Blattlänge und, ob die Krümmung gleichmäßig
läuft oder mal engen, mal weiter ist.
Die
fünf Blätter im Bild oben (Sekantenlinien mit
Holzleisten verdeutlicht) haben eine recht schwache Krümmung.
Am auffälligsten ist dies bei dem Zeitlinger-Blatt
unten, das bei einer Schneidenlänge von 74cm nur 3,6cm
Zirkelmaß hat. Aber auch das Doppelacht-Blatt ganz
oben (4,6cm bei 64cm), das Union-Blatt darunter (4,8cm bei
60cm) und das Rapid-Blatt (bessere halbgeschmiedete Qualität,
3,8cm bei knapp 58cm), bleiben relativ gerade. Auch das
USSR-Blatt ist weniger stark gekrümmt, als üblich.
Ziemlich
stark gekrümmte Blätter.
Oben: Österreichisches 75er-Blatt nach Entwürfen
des österreichischen Sensenvereins geformt (Zirkelmaß
8,0cm bei 67cm Schneide).
Das mittlere Blatt, (Marke Schnitterin, 7,7cm bei 73cm Schneidenlänge)
ist kein Reichsformblatt und wohl eher ein Hochrückblatt.
Es hat die stärkste Krümmung hinten am Blattbart
(Zirkel 7,7cm bei 73cm), ziemlich genau umgekehrt wie bei
dem Blatt darüber, einem USSR-Blatt Nr.8 (7,4cm bei
68cm) und dem darunter, einem Russia Nr.8, weniger gekrümmt
und 5,9cm bei 70cm. Aber auch das Adlus unten ist recht
krumm geschmiedet (5,5cm bei 57cm).
Ich
werde natürlich oft gefragt, welche Krümmung der
Blattschneide denn besser ist oder schlechter.
Dazu kann ich nur sagen, dies lässt sich nicht eindeutig
feststellen. Wenn man bedenkt, dass außerhalb des
deutschen Sprachraums stellenweise noch stärker gekrümmte
Blätter in Gebrauch sind, so muss es sich überwiegend
um kulturelle und an die Geographie angepasste Vorlieben
handeln.
Allerdings
bestätigt mir ein Bekannter aus Thüringen, dass
bei der Verwendung von USSR-Blättern, im Ausklang eines
Sensenschwungs links, die äußeren Halme besser
erwischt werden können, weil das Blatt diese stärkere
Krümmung zur Spitze hin hat.
Eine andere Meinung sagt, dass schwach gekrümmte Blätter
eher eine ungenaue Einstellung des Blattes zur Waagrechten
tolerieren, bzw. ein wechselndes Steilhalten des Sensenbaums
beim Mähen. Dies ließe sich insofern bestätigen,
als dass das Blatt des Österreichischen Sensenvereins
sehr empfindlich auf eine Abweichung vom richtigen Winkel
zur Waagrechten reagieren kann. Ist es zu weit unten, steckt
es sich schnell in den Boden, und ist es zu weit oben, mäht
nur ein Teil der Schneide das Gras direkt über dem
Boden ab.
Meist
von Vorteil sind kurze und stärker gekrümmte Blätter
für das Mähen in beengten Verhältnissen,
dort, wo man keinen richtigen Schwung ausführen kann,
oder dort, wo man mit der Spitze arbeiten muss, etwa bei
niederliegendem Gras. Ansonsten gelten hier die persönlichen
Erfahrungen und Vorlieben.
Zu
Schrottblättern:
Leider
braucht man eine gewisse Grunderfahrung, um gute und schlechte
Sensenblätter unterscheiden zu können. Dann aber
braucht man ein Blatt oftmals nur in die Hand zu nehmen,
um anhand des Gewichts die Qualität treffend bezeichnen
zu können.
Schrottblätter sind tatsächlich nur zum Wegschmeißen
geeignet, deshalb nenn ich sie auch so.
Die
ersten tauchten bereits vor 20 bis 30 Jahren in Geschäften
auf.
Hier
zwei noch mit DM-Preisschildern.
Die
Aufkleber sind im Prinzip eine Frechheit.
Als
Schneide hört der Korpus nur stumpfwinklig angeschliffen
auf. Dicke des Stahls nach 5mm einwärts: mehr als 1,5mm
Hammenwinkel
sind beliebig, der Rücken hat keine Linie und ist wellig.
Der
Korpus ist ungewöhnlich dick und schwer, was Laien
zum Irrtum verleitet, dies könne auf Qualität
schließen. Auch zeigt er deutliche Beulen und Längsknubbel.
Die Unterseite ist nicht durchgehend gewölbt, ja sogar
stellenweise nach oben beulig.
Derzeit
werden im Internet solche Blätter angeboten, hier 80er.
Von der Form her erinnern sie an USSR- oder russische Blätter,
sind aber fast doppelt so schwer wie diese. Sie wurden definitiv
nicht vom großen russischen Hersteller Artiz produziert.
Wahrscheinlich stammen sie aus China.
Die
Hamme steht mal so, mal so.
Die
Tupfung ist nur Dekor ohne Funktion. Auch hier braucht man
mit dem Dengeln erst gar nicht anfangen. Diese Korpuskante
lässt sich keinesfalls kalt zur intakten Schneide schmieden.
Ich kann nur raten: Bloß nicht kaufen!
Ein
Heidesensenblatt dagegen (hier Billigversion) kann ruhig
auch etwas grob geschmiedet und schwer sein. Hier kommt
es ja weniger auf Schärfe an (wird nicht gedengelt),
als auf Stabilität.
- Im Gegensatz zu vollgeschmiedeten Blättern kann hier
aber beim Gewaltmähen die Hamme verbiegen.