Über
Wetzsteine und Kumpfe
Wetzsteine
zum Abziehen des Sensenblatts haben nahezu alle eine
ähnliche Form und Größe.
Ebenso wie bei der heutigen Form der Sense, hat sich
wohl auch ihre Form im Laufe der Zeit als die praxistauglichste
herausentwickelt.
Sie liegen einerseits gut in der Hand und schauen
andererseits oben weit genug heraus, um damit flink
und ohne Verletzungsgefahr die Schneide bestreichen
zu können. Alle haben sie den typischen Winkel
der beiden Flanken zueinander.
Was
allerdings ihre Eigenschaften angeht, so gibt
es wichtige Unterschiede.
Es gibt
--- Natursteine und Kunststeine,
--- Harte bis weiche Steine,
--- Grobe bis feine Steine,
--- und verschiedene Kombinationen daraus.
Welcher
Stein ist nun für welchen Zweck, bzw. welchen
Stein brauche ich für einen bestimmten Zweck?
- So unübersichtlich, wie es jetzt den Eindruck
hat, ist die Sache mit den Wetzsteinen aber nicht.
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Natursteine und Kunststeine:
Natursteine
die als Sensenwetzstein taugen, sind in der Regel
Sandsteine (auch Kalk- oder Schiefersteine), in denen
eine günstige schleiffähige (abrasive) Körnung
von Natur aus eingebettet ist.
Die Körnchen, also die eigentlichen Schleifkörper,
müssen ausreichend hart und scharf
sein und eine gewünschte, gleichmäßige
Korngröße aufweisen. Der Stein soll
keine Störstoffe enthalten und seine Bindekraft
soll eine minimale Absandung erlauben.
Über
Jahrhunderte wurden solche Natursteine regional in
entsprechenden Steinbrüchen gewonnen und durch
spalten und zuschlagen/zuschleifen in Form gebracht.
Auch heute noch werden in einzelnen dieser Regionen
mit solchen Vorkommen Wetzsteine produziert und auf
den Markt gebracht.
Natursteine zum Wetzen sind meist hart und relativ
feinkörnig.
Kunststeine
bestehen in der Regel aus einer Mischung von
keramischen Binde-Komponenten (Ton, u.A.) mit
entsprechenden Schleifkörpern darin (Siliciumcarbid,
Korund). Diese Mischung wird in Form gebracht und
im Ofen gebrannt.
Die
Qualität von Kunst-Wetzsteinen hängt
einmal davon ab, welche und wieviel
abrasive Stoffe enthalten und ob diese gleichmäßig
verteilt sind.
Zum anderen soll die Art der Bindung die Schleifkörnchen
einerseits zum Schleifen gut festhalten, sie
aber andererseits auch ausbrechen lassen, wenn
sie stumpf sind, damit neue scharfe Körnchen
darunter frei werden.
Der Feinheitsgrad des Wetzsteins wird durch
die gewählte Korngröße der Schleifkörper
bestimmt, und die Härte durch die Wahl/Mischung
des Bindestoffes, bzw. durch die Brenntemperatur.
Kunststeine gibt es von weich bis hart und von grob
bis fein.
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Härte von Wetzsteinen:
Weiche
Wetzsteine verbrauchen sich durch Benutzung schneller
als harte. Ihr Bindemedium hält die Schleifkörnchen
weniger gut fest, und durch das Reiben am Stahl der
Schneide brechen die Körnchen leichter aus dem
Steinkörper heraus.
Das kann einerseits an schlechter Qualität
liegen, wo die Kunststeinmischung zu viele Schleifkörnchen
bei zu wenig Bindemittel bekommen hat. Andererseits
aber kann es auch Absicht sein, weil solche
Steine oft schärfer, also abtragsfähiger
sind.
Weichere
Wetzsteine werden dort gebraucht, wo kein vernünftiger
Dangel an der Schneidkante vorhanden ist. Mit ihnen
lassen sich auch ziemlich abgewetzte Sensenblätter,
bzw. Blätter für groberen Einsatz
(Staudensensen, etc.) kurzzeitig scharf bekommen.
Auch
für Anfänger in der Dengeltechnik
sind sie brauchbarer, als harte Steine, weil ein schlecht
gedengeltes Blatt mit ihnen schärfer wird.
Auch um das Sensenblatt trocken zu wetzen sind
weiche Steine besser, da sich auf ihnen weniger Schleif-Abrieb
oder anderer schleifmindernder Schmodder ansammeln
kann.
Wer aber sein gut gedengeltes Blatt mit ihnen wetzt,
verschwendet Dengelzeit und das Metall seiner Schneide.
Harte
Wetzsteine verbrauchen sich sehr langsam, weil
die feinen Körnchen vom Bindemittel lange festgehalten
werden. Dadurch sind harte Steine auch weniger scharf
als weiche Steine.
Harte Steine von schlechter Qualität besitzen
in der Materialmischung zu wenige Schleifkörner
bei zu viel Bindemittel.
Es können fast keine Schleifkörner ausbrechen,
bzw. wenn sie ausbrechen, legen sie statt neuer Körner
überwiegend Bindemittel frei. Sie nutzen sich
allmählich bis auf eine Ebene mit dem Bindemittel
ab, bis dann die Arbeitsfläche des Steins
glänzt und kaum noch Schleifwirkung
erbringt.
Harte
Steine von guter Qualität sind hier feiner
abgestimmt. Auch bei ihnen werden die Schleifkörnchen
festgehalten, bis sie nicht mehr sehr viel Schärfe
besitzen und fast ganz zerbröselt sind. Doch
neben ihnen treten direkt neue, noch scharfe Körnchen
an die Oberfläche.
Gute harte Steine sind ideal, um gut gedengelte
Blätter mit dünnem Dangel zu wetzen.
An diesem müssen sie vom Metall nämlich
kaum etwas wegnehmen, sondern die papierdünne
Schneidkante eher wieder gerade ziehen und aufrichten.
Hier: Die wahre Schärfe, das haben wir
weiter vorne gesehen, kommt vom richtigen Dengeln,
und der richtige Wetzstein unterstützt das nur.
Er soll keinesfalls der Feind des Dangels sein, indem
er ihn zu rasch zum Verschwinden bringt, - es wäre
doch schade um die Dengelarbeit, die wir uns gemacht
haben.
Allerdings
sind Leute, die gut dengeln können, derzeit rar
gesäht, und deshalb werden harte Wetzsteine
kaum gebraucht. Anfänger in der Dengel- und
Sensentechnik kommen mit ihnen weniger gut zurecht.
Doch
auch wer einen guten Dangel klopfen kann, aber
nicht dazu kommt, ihn rechtzeitig zu erneuern,
bzw. wer den notwendigen Dengeldurchgang vor
sich her schiebt und weiter mäht, braucht
irgendwann einen weicheren Stein, weil
sein Blatt nur durch erhöhten Abrieb beiderseits
der Schneide noch scharf wird.
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Feine und grobe Körnung:
Dass
Wetzsteine mit feiner Körnung weniger Metall
an der Schneide abtragen, als solche mit grober Körnung,
dürfte jedem bewusst sein.
Deshalb gilt hier in der Regel: Je besser der Dangel,
desto feiner sollte der Wetzstein sein,
und natürlich umgekehrt.
Ein
dünner Dangel braucht nur minimalen Abrieb,
um wieder richtig scharf zu sein, während ein
abgewetzter Dangel, d. h. ein Sensenblatt, bei dem
nur noch der dickere Riefen die vordere Schneidkante
bildet, auf beiden Seiten ordentlich abgeschliffen
werden muss, damit vorne wieder Schärfe entsteht.
Ein
weiterer Unterschied zwischen dem Wetzen mit
feinem und mit grobem Stein ist die formende Wirkung
auf die vorderste Kante der Schneide und was das
beim Mähen ausmacht.
Wir
müssen uns vorstellen, wir würden die Schneidkante
unter dem Mikroskop betrachten. Es würde
uns auffallen, dass die Schneide eines scharfen Sensenblatts
gar nicht der eines Rasiermessers, sondern
eher der einer Säge ähnlich sieht.
Beim
Rasiermesser ist die Schneide möglichst
glatt und ohne Zähne. Genau genommen schneidet
es auch nicht die Barthaare, sondern gleitet auf der
Haut, drückt senkrecht gegen die Haare
und kappt sie an der Basis regelrecht.
Würde man mit einem Rasiermesser schneidende
Bewegungen machen, würde die Klinge sofort in
die Haut eindringen. Deshalb muss ein Rasiermesser
auch deutlich schärfer sein, als jedes Messer
zum Schneiden.
Eine
Säge dagegen schneidet nur, wenn
sie mit ziehender Bewegung am zu schneidenden
Objekt entlang gleitet. Die Sägezähne durchtrennen
dabei das Objekt, indem sie eine feine Lücke
hineinraspeln.
Bei
einem Sensenblatt ist es ebenso, nur
dass hier die Zähne nicht mit bloßem Auge
zu sehen sind. Sie entstehen, wenn der Wetzstein im
schrägen Winkel zur Schneide, mal auf der einen,
mal auf der anderen Seite entlang streicht. Dabei
kratzen die einzelnen Schleifkörnchen mikroskopisch
feine Rillen aus dem Stahl, die vorne an der Schneidkante
auslaufen und dazwischen winzige Zähnchen stehen
bleiben.
Bei
Wetzbewegungen schräg zur Spitze hin
(was der gängigen Empfehlung routinierter
Senser entspricht), sind diese Zähnchen zur
Spitze hin ausgerichtet, Ebenso ist es im Großen
etwa bei der Handsäge eines Schreiners, die auf
Schub sägt. Deren Zähne zeigen auch nach
vorne.
Wenn
man nun fragt, was für das Mähen
denn nun besser ist, größere Zähnchen,
verursacht von groben Wetzsteinen oder kleinere Zähnchen,
verursacht von feinen Wetzsteinen, lässt sich
wiederum antworten:
Es kommt darauf an.
Auf jeden Fall:
Je dünner der Dangel und je zarter der zu mähende
Aufwuchs, desto feiner soll der Wetzstein sein und
umgekehrt.
Hier,
kein Wetzstein, aber auch zum Wetzen der Sense: Der
Sensenstreicher. Er hat etwa die doppelte Länge
eines Wetzsteins.
Er
ist grobkörniger
als jeder Wetzstein.
Beim Sensenstreicher wird eine kunstharzgebundene
Schleifkornmischung beidseitig auf eine Holzleiste
aufgebracht.
Er ist bestimmt zum Wetzen von Sensenblättern
ohne Dangel, also recht stumpfwinkligen Schneiden
und nimmt sehr viel Material weg.
Er passt zu Schleifsensenblättern und Blättern
zum Mähen von holzigem Aufwuchs (Heide-, Forstkultursense)
und wird ausschließlich trocken verwendet.
Weil er relativ große Zähnchen an der
Schneidenkante erzeugt, könnte man fast sagen:
Er macht aus der Sense eine Säge.
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Kombinationen, hart bis weich, grob bis fein
Letztendlich
gibt es für die verschiedenen Einsatzbereiche
der Sense, für die jeweiligen Arten des Aufwuchses
und für Sensenblätter unterschiedlicher
Robustheit natürlich ganz unterschiedliche
Empfehlungen.
Die Frage, welcher Wetzstein gerade am günstigsten
ist, kann nicht eindeutig beantwortet werden. Zudem
sind Wetzsteine im Handel meist auch nicht eindeutig
definiert, was ihre Härte und Feinheit und auch
was ihre Qualität angeht.
Am
besten ist, sofern man regelmäßig mit
der Sense mäht, man hat verschiedene Wetzsteine
zur Hand und probiert aus, wie sich damit arbeiten
lässt.
Soviel
lässt sich vielleicht sagen:
-- Wer regelmäßig dengelt und auch einen
guten Dangel hinbekommt, um zartes bis normales Gras
zu mähen, braucht einen etwas härteren und
feinen bis mittelfeinen Stein.
-- Wer
älteres Gras mit Stauden dazwischen mäht
und dessen Dangel weniger zart ist, braucht einen
harten bis weicheren Stein und je nach Abnutzung der
Schneide von mittelfein bis etwas grober.
-- Wer eine Heidesense oder eine sonstige Schleifsense
gebraucht (Schleifsensen werden nicht gedengelt) und
holzigen Aufwuchs beseitigen will, braucht einen groben
und mittelharten Stein.
-- Und wer etwa Rasen mähen will und einen papierdünnen
Dangel geklopft hat, braucht einen sehr feinen Stein,
der nicht zu weich sein soll.
---
Nass oder trocken wetzen:
Die
Sense mit dem trockenen Stein zu wetzen, hat natürlich
den Vorteil, dass man auf einen Kumpf oder Wetzsteinbecher
verzichten kann. Man braucht auch kein Wasser dabei
zu haben und kann den Stein in die Hosentasche stecken.
Trotzdem,
in den meisten Fällen, das heißt wenn
Gras gemäht werden soll, ist es besser, wenn
der Stein im Wasser steht. Die Schleifkörnchen
an der Oberfläche des Steins können so nicht
mit Metallabrieb, Grasmasch und eventuellen Erd- und
Lehmresten zugesetzt werden.
Vor
allem bei mittleren bis feinen Wetzsteinen
beeinträchtigt eine solche Pampe
entscheidend die Schleifwirkung. Man hat dann
beim Wetzen das Gefühl, der Stein wäre
stumpfer und drückt unwillkürlich
stärker auf das Metall.
Dadurch aber brechen mehr Schleifkörnchen ab
und der Stein wird noch stumpfer.
An
einem Stein aber, dessen Schleiffläche im
Wasser steht, löst sich diese Pampe
und bleibt im Wasser, bzw. sie wird so dünnflüssig,
dass sie keine verstopfende Wirkung mehr besitzt.
Wenn die feinen Schleifkörner sauber sind, kommt
einem das Wetzen deutlich direkter vor. Es
lässt sich besser dosieren und auf Druck
mit dem Stein kann weitgehend verzichtet werden.
Harte
feinere Steine müssen immer mit Wasser
verwendet werden.
Bei weichen Steinen, die ohnehin stärker absanden,
wirkt sich der Abrieb weniger tragisch aus, da er
teilweise beim Wetzen mit abfällt. Doch wenn
man mit weichen Steinen stärker aufdrückt,
nutzen diese sich sehr viel schneller ab.
Also: Beim mähen von normalem Gras möglichst
immer nass wetzen.
Als
Regel könnte man formulieren: Hat man einen dünnen
Dangel geklopft und wetzt mit eher harten und feinen
Steinen, tut man sich keinen Gefallen, wenn man trocken
wetzt. Das Mähergebnis ist schlechter, es macht
weniger Spaß, weil die Schärfe fehlt und
man kostet seine Dengelarbeit nicht voll aus.
Wer dagegen vielleicht schnell mal ein paar wenige
Quadratmeter frei machen oder die Brennnesseln entfernen
will, der kann natürlich auch trocken wetzen.
Wer aber saftiges Gras mähen will und in die
Fläche geht, braucht seinen Kumpf mit Wasser
drin.
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Kumpfe, Wetzsteinbecher
Solche
Wetzsteinbecher kann man kaufen. Sie sind aus Zinkblech,
verzinktem, lackiertem Blech, Kupferblech oder aus
Kunststoff. Sie haben in der Regel einen Metallbügel,
den man im Gürtel einhängen kann.
Wer in der Fläche mäht, trägt
seinen wassergefüllten Kumpf am besten
immer bei sich. (- Aufpassen beim Bücken:
Schnell kann einem das Wasser auf den Rücken
laufen)
Wer
nur wenig mäht oder wer noch übt, kann den
Wetzsteinbecher auch in seiner Nähe in
den Boden stecken, sofern dieser unten eine
Spitze oder Kante dafür hat. (- Fällt
der Kumpf um, läuft das Wasser aus, und wer dann
keines in der Flasche dabei hat, muss sich auf den
Weg zum nächsten Wasserhahn/ zur nächsten
Regentonne machen).
Wenn
man keinen Kumpf zur Hand hat, kann man sich
auch mit geeigneten Plastikgefäßen
aus dem gelben Sack behelfen.
Hier auf dem Foto eine abgeschnittene Spülmittelflasche
aus PE, mit dem Heißluftföhn etwas in Form
gebracht und eine Ketchup-Flasche mit Gürtelhaken
aus zurechtgebogenem Kleiderbügel.
Auch
Friedhofsvasen geben brauchbare und preisgünstige
Kumpfe ab, weniger für an den Gürtel,
aber gut zum In-den-Boden-stecken.
Bei
den Größeren (oberer Rand ist hier abgeschnitten)
passen auch zwei Wetzsteine hinein, ein gröberer
und ein feiner, diese Kombination ist in einigen
Mähsituationen recht hilfreich.
Zur
Not könnte man an solchen Grabvasen mit Nieten
auch einen Metallbügel befestigen.